Václav Havels inspirierendes Erbe

"Diejenigen, die sagen, ein Einzelner sei nicht in der Lage etwas zu ändern, suchen nur nach Ausflüchten" - Václav Havel

 

Die Mitglieder der Hagener Amnesty-Gruppe gedenken des kürzlich verstorbenen Menschenrechtsverteidigers Václav Havel. Er war der letzte Präsident der Tschechoslowakei und der erste Präsident der Tschechischen Republik. Havel verstarb am 18. Dezember 2011 im Alter von 75 Jahren.

 

Der Gruppensprecher Friedhelm Kuhl trägt wichtige Ereignisse im Leben von Václav Havel vor:

In der Zeit des „Kalten Krieges" war Václav Havel im tschechoslowakischen Literaturbetrieb tätig. Er war Mitglied der Literaturzeitung „Literární noviny". 1967 entstand um die Literaturzeitung eine kritische Öffentlichkeit. Aber Pavel Kohout und Václav Havel durften bei den Wahlen des Schriftstellerverbands nicht kandidieren. 1968 begann der „Prager Frühling" mit der Ablösung Antonín Novotnys durch Alexander Dubček. Mit der Besetzung der CSSR durch den Warschauer Pakt endete der „Prager Frühling" abrupt. In der Zeit der sogenannten „Normalisierung" trat der Dramaturg Havel öffentlich gegen das Regime unter Präsident Gustáv Husák auf. 1976 schlossen sich Künstler und Intellektuelle, aber auch Arbeiter, Priester - unter ihnen die 3 Politiker des Prager Frühlings Václav Havel, Jiří Hájek und Jiří Dienstbier - zusammen, um auf Menschenrechtsverletzungen aufmerksam zu machen, die im Widerspruch zu der vom tschechoslowakischen Außenminister unterschriebenen Schlussakte von Helsinki standen. Auf dem IV. Schriftstellerkongress in Prag 1967 erregte Havel erstmals politisch Aufsehen, als er die Zensur und die Absurdität des Machtapparates der kommunistischen Partei öffentlich kritisierte.

Unmittelbarer Auslöser waren die Repressionen des Regimes gegenüber der Band „Plastic People of the Universe". Die Gruppe war ein wichtiger Anziehungspunkt für eine staatsunabhängige Kulturszene und hatte insbesondere bei jüngeren Menschen Erfolg. Bei einem Konzert im Februar 1976 wurden die Mitglieder der Gruppe inhaftiert und viele der Konzertbesucher verhört. Die Aktion sorgte für nationale und internationale Proteste. Václav Havel selbst sah die Repressionen gegen die Undergroundband als den Angriff des totalitären Systems auf das Leben selbst, auf die menschliche Freiheit und Integrität.

In dieser Zeit seines friedlichen Engagements gegen das kommunistische Regime wurde Havel dreimal verhaftet und verbrachte insgesamt etwa fünf Jahre im Gefängnis. Literarisches Zeugnis dieser Zeit sind die „Briefe an Olga" (seine Frau). Havels Gefängnisstrafen wurden erst 1983 nach internationalen Protesten ausgesetzt, als Havel erkrankte und daraufhin in ein öffentliches Krankenhaus entlassen wurde.

Er wurde von Amnesty International zu einem gewaltlosen politischen Gefangenen erklärt. Auch die Hagener Gruppe schrieb Petitionsbriefe für seine Freilassung.

1989 spielte Havel eine tragende Rolle in der „Samtenen Revolution". Er wurde kurz darauf der erste demokratisch gewählte Präsident der Tschechoslowakei.

Havel hinterlässt ein außerordentliches moralisches und intellektuelles Erbe. Er war eine Symbolfigur des 20. Jahrhunderts und seine Arbeit als Verteidiger der Menschenrechte, Demokratie und Freiheit ist eine Inspiration für uns alle. Die Welt wird ihn schrecklich vermissen und er kann und wird nicht vergessen werden.

Havel war Mitglied der ersten Prager Gruppe von Amnesty International und ein großer Unterstützer der Organisation. Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums von Amnesty International sagte er:

„Es liegt an uns allen, es zu versuchen - und diejenigen, die sagen, ein Einzelner sei nicht in der Lage etwas zu verändern, suchen nur nach Ausflüchten."

Amnesty International ernannte Václav Havel 2003 zum Botschafter des Gewissens. Bis zu seinem Tod spielte er eine wichtige Rolle im Kampf für die Menschenrechte überall auf der Welt.