ISRAEL / BESETZTE PALÄSTINENSISCHE GEBIETE
KAMPAGNE ZUR HÄUSERZERSTÖRUNG
Israelische
Behörden müssen Abrisse palästinensischer Wohnhäuser stoppen
Israel
setzt in den besetzten palästinensischen Gebieten eine Planungs- und Baupolitik
durch, die internationale Menschenrechtsgesetzgebung und internationals Völkerrecht
verletzt. Die Zerstörung von palästinensischen Häusern, Wasserzisternen und
anderen Gebäuden und privaten Eigentums, sind die Grundlagen dieser Politik.
Ziel der Länderaktion ist es, dass die israelischen Behörden die Zerstörung
von Gebäuden einstellen. Die Briefkampagne soll durch direkte Appelle an
die israelischen Behörden den Druck auf die israelische Regierung verstärken.
Senden Sie
bitte unsere
vorbereiteten Briefe an Premierminister Benjamin Netanyahu
Weitere Kampagnen: DAS DORF ‘AQABA IN DER WESTBANK (mehr ...)
SO SICHER WIE EIN HAUS? (ISRAELS ABRISSPOLITIK) (mehr ...)
Allgemeine Hintergrundinformationen
Der offizielle Grund für diese Hauszerstörungen ist der, dass die Gebäude keine Baugenehmigungen der israelischen Behörden haben. Es ist jedoch für Palästinenser fast unmöglich, Baugenehmigungen zu erhalten aufgrund von Hindernissen im Zusammenhang mit der israelischen Baupolitik. Gleichzeitig werden weiterhin israelische Siedlungen, die nach dem Völkerrecht illegal sind, in der West Bank einschließlich Ostjerusalem gebaut.
Verletzungen
der Internationalen Menschenrechtsgesetzgebung
Israel
ist Vertragsstaat des Internationalen Pakts über wirtschaftliche, soziale und
kulturelle Rechte (ICESCR) und an diesen gebunden. Der ICESR garantiert das
Recht auf adäquate Unterkunft einschließlich der Sicherheit des Besitzes. Wo
dieses Recht beachtet wird, kann es Grundlage sein auf der andere Rechte
durchzusetzen sind, wie das Recht auf eine Familie und auf Arbeit und Bildung.
Die Zerstörung von Wasserzisternen ist eine Verletzung des Rechts auf Wasser
(als Teil des Rechts auf einen adäquaten Lebensstandard) auf Gesundheit und auf
Lebensunterhalt. Die Zerstörung einer Schule verletzt das Recht auf Bildung.
Verletzungen
des humanitären Völkerrechts
Artikel
53 der Vierten Genfer Konvention verbietet die Zerstörung von Eigentum ohne
militärische Notwendigkeit.
Artikel
49 der Vierten Genfer Konvention verbietet auch den Transfer der Zivilbevölkerung
einer Besatzungsmacht in das besetzte Gebiet.
Israels
Argumentation, dass Menschenrechtsverträge und die Genfer Konvention nicht auf
die besetzten palästinensischen Gebiete anzuwenden sind, ist von der
internationalen Gemeinschaft zurückgewiesen worden.
·
Unverzüglich
alle Zerstörungen in den besetzten palästinensischen Gebieten einschließlich
Ostjerusalems einzustellen.
·
Die
Verantwortung für Bauplanungen und damit verbundene Regelungen in den besetzten
palästinensischen Gebieten von den israelischen Behörden den örtlichen palästinensischen
Gemeinschaften zu übertragen.
·
Den
Transfer israelischer Zivilbevölkerung in illegale israelische Siedlungen in
den besetzten palästinensischen Gebieten zu beenden und Außenposten abzubauen.
Die
israelische Politik der Häuserzerstörungen ist Teil einer jahrzehntelangen
Strategie zur Sicherung der israelischen Kontrolle über das Land in bestimmten
Gegenden der besetzten palästinensischen Gebiete, wo gleichzeitig die Präsenz
von Palästinensern eingeschränkt ist.
Jerusalem
Die
offizielle Kommunalpolitik seit der Annektierung von Ostjerusalem und Teilen
seines Hinterlandes in der West Bank 1967 zielte darauf, die Kontrolle Israels
über das annektierte Land zu festigen und gleichzeitig das palästinensische
Wachstum einzuschränken. Nach dem Völkerrecht sind die Maßnahmen, die zur
Verwirklichung dieses Ziels unternommen wurden ungesetzlich: Sie schließen den
Bau von Siedlungen in den besetzten palästinensischen Gebieten und die Zerstörung
palästinensischer Häuser im Rahmen einer diskriminierenden Planungs- und
Baupolitik ein.
Ein
Entwurf des Master-Plans von Jerusalem (ein Dokument der Stadtplanung)
“Jerusalem 2000” wurde 2004 für öffentliche Untersuchungen zugänglich
gemacht. Darin stellen das Innenministerium und die Jerusalemer Stadtverwaltung
das Ziel auf, eine jüdische Mehrheit von 60 % in Jerusalem aufrechtzuerhalten
(in West- und Ost-Jerusalem zusammen). Dieses bezeichnet man in der politischen
Rhetorik Israels als „das demographische Gleichgewicht“ im „vereinigten
Jerusalem“.
Siehe
Aussagen des Jerusalemer Bürgermeisters Nir Barakat, zitiert in der Jerusa-lem
Post vom 28. April
2010: „Barakat: US Demand ‚A slap in the face ‘” http://www.jpost.com/Israel/Article.aspx?id=174158
Siehe
Aussagen früherer Jerusalemer Bürgermeister zitiert in “worlds Apart” in
The Guardian (UK) am 6. Februar 2006,
http://www.guardian.co.uk/world/2006/feb/06/southafrica.israel
Siehe
Aussagen gegenwärtiger Jerusalemer Stdträte, zitiert im Haaretz-Artikel
“Right-wing activists sabotage Jerusalem master plan” am 22. Juli 2009.
http://www.haaretz.com/print-edition/news/right-wing-activists-sabotage-j-lem-master-plan-1.280462
Siehe
Master-Plan-Entwurf “Jerusalem 2000” auf der Website der Stadtverwaltung von
Jerusalem (in hebräischer Sprache) http://www.jerusalem.muni.il/jer_sys/publish/HtmlFiles/13029/results_pub_id=24819.html
Siehe
nichtamtlich englische Übersetzung von “Jerusalem 2000”,
http://pcc-jer.org/arabic/Publication/jerusalem_master_plan/jerusalemplan_eng.html
Zone
C der West Bank
Nach
den Oslo-Verträgen von 1995 behält die israelische Armee sowohl die zivile als
auch die militärische Kontrolle über die Zone C, die mehr als 60 % der West
Bank ausmacht und in der etwa150.000 Palästinenser wohnen. Israelische
Siedlungen werden weiterhin in dieser Zone gebaut, während Genehmigungen für
palästinensische Bauvorhaben fast immer verweigert werden und infolgedessen
vielen abseits liegenden palästinensischen Gemeinden Zerstörungen drohen.
Insbesondere
das Jordantal und allgemein das östliche Grenzgebiet der West Bank einschließlich
der Berggebiete östlich und südlich von Hebron wurden von mehreren
israelischen Regierungen nacheinander als von höchster strategischer Bedeutung
für Israels Sicherheit eingestuft. Der Bau von Siedlungen in diesem Gebiet wird
als Maßnahme zur Aufrechterhaltung der Kontrolle in diesem Gebiet angesehen, während
gleichzeitig die Präsenz von Palästinensern an denselben Orten, ja selbst die
Anwesenheit von Hirten und Bauern, dazu führen könnte, dass das Gebiet zukünftig
unter palästinensische Zuständigkeit fallen könnte, was als ein
Sicherheitsrisiko angesehen wird.
Die
Maßnahmen der israelischen Armee zur Aufrechterhaltung dieser Situation sind
nach dem Völkerrecht illegal, ähnlich den Maßnahmen in Ostjerusalem. Es gibt
kein offizielles Papier wie etwa ein allgemeiner Masterplan für die West Bank
(außer dem annektierten Jerusalem), obgleich es umrisshafte Pläne für die
Entwicklungsgebiete israelischer Siedlungen und einzelne Pläne für legale
Baugebiete einer Handvoll palästinensischer Dörfer gibt. Für die meisten Dörfer
in Zone C gilt, dass nur dicht bebaute Gebiete, die in den 1980er Jahren in
Luftaufnahmen festgehalten wurden, von der israelischen Armee als „legal“
angesehen werden.
Siehe
Aussagen von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu, zitiert in Haaretz am 2. März
2010 in „Netanyahu: Israel will
never cede Jordan Valley“,
http://www.haaretz.com/news/netanyahu-israel-will-never-cede-jordan-valley-1.266329
Siehe
Aussagen von Siedlerorganisationen im Jordantal, zitiert am 18. Mai 2009 im Ynet
(Israel) Artikel „MK: Expansion of settlement, slap in Obama’s face“
http://www.ynet.co.il/english/articles/0,7340,L-3717394,00.html
Schlüsseldaten
1)
Familie Nimr in Jabal al-Mukabbir,
Ostjerusalem – Am 27. Oktober 2009 zerstörte ein israelisches
Abrisskommando der Jerusalemer Stadtverwaltung das zweistöckige Wohnhaus der
drei Generationen dieser Familie. Fünf Kinder waren mit betroffen. Man ließ
der Familie keine Zeit, ihre Habseligkeiten zu retten.
2)
Das Dorf Jiftlik im Jordantal –
Nach Auskunft von Einwohnern erhielten in den letzten Jahren zig Wohnhäuser in
Jiftlik Abrissbefehle, und etwa 30 Gebäude wurden zerstört. Amnesty hat die
Zerstörung von Wasserversorgungseinrichtungen in Jiftlik im Bericht „Durst
nach Gerechtigkeit“, der am 27. Oktober 2009 veröffentlicht wurde,
dokumentiert. (dieser Bericht ist demnächst über die Kogruppe in deutscher Übersetzung
erhältlich)
3)
Das Dörfchen Hadidiya im Jordantal
– In diesem langjährigen Amnesty-Fall drohen den Dorfbewohnern immer noch
Abrissbefehle.
4)
Das Dörfchen Khirbet Tana, östlich von
Nablus – Im Juli 2005 zerstörten die israelischen Behörden die Schule
von Khirbet Tana sowie eine Anzahl von Wohnhäusern, Tierställen und
Wasserzisternen der Palästinenser. Die Dorfbewohner bauten ihr Dorf wieder auf.
Am 10. Januar 2010 drangen wieder israelische Streitkräfte nach Khirbet Tana
ein und zerstörten die Behausungen von 100 Palästinensern, darunter 34 Kinder.
Sie zerstörten auch die Dorfschule und zwölf Viehställe.
5)
Die Jahalin Schule, östlich von
Jerusalem – Am 24. Juni 2009 verfügten die israelischen Militärbehörden
den Baustopp für eine kleine Dorfgrundschule, die von der Beduinengemeinschaft
der Jahalin gebaut wurde. Dennoch wurde die Schule wegen des Bedarfs für die
dort wohnenden Kinder weitergebaut, und der Unterricht der Grundschule begann
gegen Ende August 2009. Im Februar
2010 machte der Stamm der Jahalin eine Eingabe an das Oberste Israelische
Gericht, den Betrieb der Schule zu legalisieren. Am 3. März entschied das
Oberste Gericht, dass die Schule bis zum Ende des Schuljahres am 1. Juni 2010
weiterlaufen dürfe, lehnte aber den Antrag der Bewohner ab, die Schule durch
eine Genehmigung zu „legalisieren“.
6)
Das Dorf Tuwani, in den südlichen
Hebron-Bergen – Die meisten Gebäude des Dorfes sind vom Abriss bedroht.
Im Juli 2009 gaben die israelischen Behörden einen Abrissbefehl für
Elektroleitungs-Masten im Dorf Tuwani in den südlichen Hebron-Bergen heraus,
der am 25. November 2009 durchgeführt wurde. Die Armee gab auch
Baustopp-Anordnungen gegen sieben neue Wohnhäuser von Palästinensern und eine
Wasserzisterne. Das Dorf liegt in der Nähe der Siedlung Ma’on, und die palästinensischen
Bewohner leiden häufig unter Gewaltanwendung durch die Siedler.
7)
Das Dorf Aqaba im nördlichen Jordantal
– Jahrelang haben die Bewohner von Aqaba befürchtet, ihre Häuser zu
verlieren. Seit den späten 90iger Jahren hat die israelische Armee 48
Abrissbefehle ausgegeben, wovon fast 95 % des Dorfes betroffen waren; darunter
Wohnhäuser und andere Gebäude wie Kindergarten, Klinik, Frauenzentrum, eine
Moschee und die Straße, die die Dorfbewohner gepflastert haben.
Einstellung
aller Zerstörungen in den besetzten palästinensischen Gebieten.
1)
Die
Medienberichterstattung über Häuserzerstörungen in den besetzten palästinensischen
Gebieten nimmt zu. Zerstörungen von palästinensischen Häusern werden im
Zusammenhang mit Artikeln über israelische Siedlungen erwähnt.
2)
Regierungen,
die mit Israel verbunden sind, kritisieren öffentlich die israelische Politik
der Häuserzerstörungen aufgrund des Druckes von Amnesty-Mitgliedern, den
Medien, der Öffentlichkeit und von Parlamentsabgeordneten.
Palästinenser,
nicht israelische Siedler haben in den besetzten palästinensischen Gebieten das
Recht auf Wohnraum ohne Zerstörungen befürchten zu müssen.
Veröffentlichungen
von Amnesty International:
‘So
sicher wie ein Haus? Israels Abrisspolitik gegen palästinensische Wohnhäuser’,
Kampagnenzusammenfassung (Index MDE 15/006/2010), 16. Juni 2010 (deutsche Übersetzung
über die Kogruppe zu erhalten http://www.amnesty-koeln-gruppe2415.de/ ) http://www.amnesty.org/en/library/info/MDE15/006/2010/en
‘Beendet
die Zerstörung in den besetzten palästinensischen Gebieten’ Online-Aktion,
30. April 2010, Beispielfall ‘Das
Dorf Aqaba’: (deutsche Übersetzung über die Kogruppe zu erhalten http://www.amnesty-koeln-gruppe2415.de/)
http://www.amnesty.org/en/appeals-for-action/stop-demolitions-occupied-palestinian-territories
‘Stand
up united. An international team defending human rights’ article on
demolitions in ‘Aqaba village and Haj Sami, who campaigns for saving ‘Aqaba:
http://www.amnesty.org/en/worldcup2010/haj-sami-sadeq-israel-occupied-palestinian-territories
‘Israel
muss den Siedlungsbau in Ostjerusalem beenden’ Artikel, 10. März 2010, http://www.amnesty.org/en/news-and-updates/israel-urged-stop-settlement-expansion-east-jerusalem-2010-03-10
‘
Die Weiler von Hadidiya und Humsa’, Aktionsanleitung zum Briefschreibmarathon
(Index MDE 15/026/2009), 5. Dezember 2009, http://www.amnesty.org/en/library/info/MDE15/026/2009/en
‘Durst
nach Gerechtigkeit: Der eingeschränkte Zugang der Palästinenser zum Wasser’
Bericht (Index MDE 15/027/2009), 27. Oktober 2009: (deutsche Übersetzung über
die Kogruppe zu erhalten http://www.amnesty-koeln-gruppe2415.de/) http://www.amnesty.org/en/library/info/MDE15/027/2009/en